Eine Geschichte des Schachspiels
28. Sitzung der HUMBOLDT-GESELLSCHAFT am 11.11.96 von Stefan Nehrkorn
Das Schachspiel ist sicher eines der geistreichsten, schwierigsten aber auch interessantesten Brettspiele, die es gibt. Seine Vielfalt und Kompliziertheit
erklärt sich vor allem damit, daß auf dem Spielfeld sechs verschiedene Arten von Figuren
bewegt werden, die unterschiedliche Funktionen und Stärkeverhältnisse haben. Das Spiel auf den 64 Feldern wird dadurch ungemein verwickelt und phasenreich.
Schachzitate:
"Die Natur hat uns das Schachbrett gegeben, aus dem wir nicht hinauswirken können, noch
wollen; sie hat uns die Steine geschnitzt, deren Wert, Bewegung und Vermögen nach und nach
bekannt werden; nun ist es an uns, Züge zu tun, von denen wir uns Gewinn versprechen."
(Johann Wolfgang von Goethe)
"Ich war zu klein für die Schach-Schülermannschaft!"
(Woody Allen)
"Was ist Schach?" - "Was ist das Leben?"
(Harun al-Raschids Antwort auf die Frage eines islamischen Religionshüters im 8. Jahrhundert)
"Schach ist wie das Leben."
(Boris Spassky)
"Das Schach ist die Welt. Die Steine sind die Erscheinungen im Weltall, und die Spielregeln
sind die Naturgesetze."
(Thomas Henry Huxley)
"Neben dem intellektuellen Reiz des Schachs ist der erzieherische Wert von Bedeutung. Schach
lehrt Logik, Phantasie, Selbstdisziplin und Entschlossenheit."
(Garry Kasparow)
"Schach ist ein Medium der weltdurchfahrenden Gewalten: wie Ebbe und Flut folgen Zug auf Zug,
wie Tag und Nacht kämpfen Weiß und Schwarz."
(Friedrich Gundolf)
"Schach ist eine Übung der Denkfähigkeit und der Erfindungsgabe: Wir müssen
nämlich überall dort, wo wir uns der Vernunft bedienen, eine ausgearbeitete Methode zum
Erlangen des Ziels haben."
(Gottfried Wilhelm Leibniz)
Entstehungslegenden - Geschichte des Spiels
Der sich um das Schach rankende Legendenschatz ist sehr reichhaltig. Dank mangelnder
Überlieferung blühen die Mythen um dieses Spiel.
Aus alten arabischen Quellen stammt die Legende vom Weizenkorn. Danach soll ein
brahmanischer Weiser das Schachspiel zur Zerstreuung und Belehrung seines Königs erfunden
haben, der ihm zum Dank eine Wunsch erfüllen wollte. Der Wunsch des Brahmanen schien
bescheiden: Auf das 1. Feld des Schachbretts ein Weizenkorn, auf das 2. Feld zwei, das 3. vier, das
4. acht und so weiter - also auf jedes weitere Feld immer die doppelte Anzahl Körner. Der
König lachte über diesen lächerlichen Wunsch, und ließ den Weisen
gewähren. Die langdauernden Berechnungen seiner Berater zeigten ihm aber eine der
unbegreifbaren Dimensionen des Schachspiels auf: Die Zahl der Weizenkörner überstieg
nicht nur die Weizenvorräte in Indien und der ganzen Welt, sondern auch die Vorstellungskraft
des Königs. 18 446 744 073 709 551 615 Körner (oder 2 hoch 64 minus 1) 18 Trillionen!
Bildlich: Ein mit Körnern beladener Güterzug (20 t pro Waggon), der mit 80 km/h an einem
vorbeiführe, bräuchte 730 Jahre, um zu passieren!
Eine der zahlreichen Legenden über die Entstehung des Schachs ist die Legende vom
hochmütigen König, der sein Volk mißhandelte, weil er es verachtete. Da der
eitle Herrscher nicht einmal Kritik seiner Freunde und Vertrauten ertrug, erfand ein weiser
Brahmane das Schachspiel, um dem verblendeten König anschaulich zu machen, daß er ohne
seine sich opfernden Untertanen verloren sei, weil er sich nicht allein verteidigen könne. Der
König verstand die Botschaft und wandelte sich zu einem weisen Herrscher, der sein Volk hegte
und pflegte.
Der listige Odysseus soll schon vor Troja aus Langeweile Schach gespielt haben, was ihn dann
auch zu dem tückischen "Springerzug" mit dem Trojanischen Pferd inspiriert haben soll.
Anrührend ist auch eine Legende um Schach und Mutterliebe: Bei einem Thronstreit zweier
Königssöhne in Indien kommt der jüngere ums Leben. Um der Mutter den Tod schonend
beizubringen, erfindet ein Weiser das Schachspiel. Am Beispiel einer Partie schildert der Weise den
Verlauf des Kampfes, das Schachmatt des jüngeren und die Schuldlosigkeit des älteren am
Tode des Bruders. Die Mutter versteht das Gleichnis, bedankt sich und erlebt die
Weizenkornüberraschung.
Eine andere Legende berichtet von buddhistischen Mönchen als den Urvätern des
Schachs. Das Spielbrett gilt ihnen als magisches Quadrat, bestimmt von der magischen Zahl acht, die
der Meditation dient und in der Mystik für Ganzheit, Vollendung und Harmonie steht. Die
liegende acht ist das mathematische Zeichen für unendlich. Auch den Buddhisten wird
nachgesagt, daß sie das Schach als eine unblutige Alternative zur Kriegsgreuel schufen. Dem
widerspricht jedoch die Warnung Buddhas, "sich nicht in leichtfertigen Spielen -wie
Brettspielen- zu verzetteln".
Der Nordwesten Indiens wurde um 500 n. Chr. von Kriegen, den gewaltigen Hunneneinfällen,
heimgesucht. Historiker vermuten, daß das Schachspiel eine philosophische und unblutige
Antwort auf die ewige Wiederkehr von Kriegen war und die schrecklichen Kriegshandlungen im
friedlichen Symbolismus des Schachspiels bannen wollte.
Geschichte des Spiels
Die heutigen Schachhistoriker sind sich darin einig, daß das eigentliche Schach - mit einigen
Unterschieden zu den heutigen Regeln - um 500 n. Chr. im Nordwesten Indiens seinen Ausgang
nahm und sich von dort in alle Himmelsrichtungen ausbreitete. Dafür spricht auch, daß
die Grundstellung der Schachfiguren dem damaligen indischen Heer entsprechen:
"In der Mitte steht der König, daneben der Oberbefehlshaber (damals der Wesir, heute die
Dame), rechts und links die Elefanten, die Pferde, die Wagen und das Fußvolk davor".
Das moderne Schach ist in fünfzehnhundertjähriger Entwicklung um die ganze Erde
gewandert. Dabei flossen Regeln, Symboliken und viele nationale und kulturelle Eigenarten
östlicher und westlicher Kulturen in das Spiel ein. Vermutlich ist das Schach von indischen
Händlern und Soldaten nach Persien gebracht worden.
Der Name "Schach" leitet sich vom persischen Wort "Schah" - König - ab.
Die Epoche des Aufstiegs der arabischen Wissenschaften war auch die erste Blütezeit des
Schachspiels. Mathematiker, Mystiker, Mediziner und Meister aller Klassen stürzten sich auf
das neue Spiel wie auf eine Fundgrube wunderbarer Geheimnisse. Die ersten Schachmeister verdienten
ihr Brot am Hofe. Mediziner empfahlen das Spiel als psychiatrisches Heilmittel. Mit
speziell verschriebenen Spielstilen wollten die Ärzte den Charakter beeinflussen und
Krankheiten heilen. So sollten Melancholiker durchgeplanten Spielstrategien folgen, während
sich Phlegmatiker vor allem Schematismus zu hüten hatten.
Das Spiel unterlag nach dem Urteil der islamischen Religionshüter nicht dem Spielverbot der 5.
Sure Vers 92 ff, was erstaunt, da manch ein Dichter sogar in Schachmetaphern gegen das Bilderverbot
verstieß und den Schachspieler Gott gleichsetzte:
"Die Welt ist ein Schachbrett, Tag und Nacht geschrägt,
Wie Schicksal Mensch hin und her bewegt,
Sie durcheinander schiebt, Schach bietet, schlägt,
und nacheinander in die Schachtel legt."
Das Spiel wurde geduldet, wenn
- nicht um Einsätze gespielt wurde,
- das Spiel nicht die Gebete behinderte,
- die Spieler nicht fluchten
- und nicht auf öffentlichen Plätzen gespielt wurde.
Zum Durchbruch verhalf der Schwiegersohn Mohammeds dem Schach im Jahre 632: Er sagte: "Es ist
nichts Unrechtes am Schach. Es hat mit Krieg zu tun." Ein Ausspruch der die
Entstehungslegenden konterkariert aber vor dem Hintergrund der damaligen kriegerischen
Unternehmungen zur Befreiung der "Ungläubigen" verständlicher wird.
Der Erfolg des Schachs ging in Arabien Hand in Hand mit der Verbreitung der Dichtkunst. Schach als
Thema hielt Einzug in die Literatur. Liebeskunst und Schachkunst lagen eng beieinander, und nicht
selten endete eine Schachpartie zwischen Mann und Frau im Bett. Die Liebeskunst stand wohl doch
über der Schachkunst -wie auch im Mittelalter das Liebesschach zu einem Leitmotiv der Minne wurde.
Im Vergleich zum heutigen dynamischen Schach war das Spiel damals viel langsamer. Die Bauern
konnten auch mit dem ersten Schritt nur ein Feld vorrücken; die �Powerdame� von heute war ein
kleiner Wesir der nur einfache Schrägschritte machen konnte. Die Läufer durften auf ihrer
Diagonale nur auf das übernächste Feld springen, allerdings auch über Figuren
hinweg. Die Rochade war unbekannt. Der zähe Verlauf führte zur Entwicklung der
"Tabiyas": das sind aktive Eröffnungsstellungen, die beiden Spielern eine
spiegelbildliche Ausgangsstellung gaben, die nicht der Grundstellung entsprach.
Nach Europa kam das Spiel durch die die Iberische Halbinsel erobernden Araber im 8.
Jahrhundert. Orient und Okzident standen sich keineswegs ständig unter Waffen gegenüber.
Es gab regen kulturellen Austausch, der von der Kirche nicht nur gutgeheißen wurde. Die erste
Erwähnung des Schachspiels in Europa findet sich auf einer Geschenkeliste des Emir von Cordoba
im Jahr 1010. Das Spiel fand schnell Verbreitung in der Oberschicht. Die Einordnung des Schachs
seitens der Kirche fiel zwiespältig aus. Die Belege reichen von schachspielenden
Bischöfen bis zum Verbot des Schachs durch den Trierer Bischof im Jahr 1310, da er
befürchtete, daß Schach ein Suchtmittel sei.
Am beliebtesten war das Spiel bei Rittern. Bereits im 11. Jh. gehörte es neben Reiten,
Schwimmen, Schießen, Ringen, Vogelfang und Saitenspiel zu den sieben Künsten der Ritter.
Im Gegensatz zu den anderen Ritterkünsten war Schach ein Zimmersport für Winterabende und
schlechtes Wetter. Spätestens gegen Ende des 13. Jh. hatte sich das Schach vom Hofe bis in die
Hinterhöfe durchgesetzt. Da die Kritiker des Spiels einsahen, daß ein Verbot wirkungslos
bleiben müsse, wurde das Spiel geduldet. Den Sinneswandel - vom Kontra zum Pro - in der
mittelalterlichen Kirche hatte vor allem die sogenannte "Schachmoral" bewirkt, die in
mehreren Büchern gepredigt wurde. Diese Werke sahen einen Zusammenhang zwischen dem Wirken der
Schachfiguren und menschlichem oder gar göttlichem Tun. Ein Abbild der göttlichen
Weltordnung war das Schach für den im 13 Jh. in Bamberg lebenden Hugo von Trimberg:
"Diese Welt gleicht einem Spielfeld, denn wie das Schach hat sie Könige, Grafen, Ritter,
Richter und Bauern. Und ganz so führt Gott mit uns sein Spiel durch. Wer sündigen
Gedanken nachhängt, dem bietet der Teufel stets Schach und setzt ihm die Seele matt, falls er
sich nicht gut zu schützen weiß."
Über die Spielweise des Schachs im Mittelalter ist weniger bekannt als über die
allegorischen Spielarten und Spielereien der Ritter und Minnesänger mit dem Schach. Die
Spielregeln machten das Spiel träge und ein Matt sehr schwer. So wurde der
"Beraubungssieg" eingeführt: Die Partie galt als verloren, wenn der König ohne
"Gefolgschaft" auf dem Brett stand. Die Zähigkeit im Spielaufbau förderte das
Interesse an Schachproblemen und die Suche nach Mattbildern. Um das Spiel wieder interessant zu
machen, mußten die Regeln geändert werden.
Zu dieser Zeit waren vor allem in Italien und Spanien immer neue Gangarten der Figuren ausprobiert
worden. Damals herrschten in verschiedenen Gegenden Europas unterschiedliche Regeln. Trafen sich
zwei Spieler mußten sie sich - wie heute noch die Doppelkopfspieler - auf gemeinsame Regeln
einigen.
Wann und wo genau die neuen Regeln in Kraft traten, liegt genauso im Dunkeln wie die Geburt
des Schachs. Während der Schachhistoriker van der Linde den "Gedankenblitz eines genialen
Schachspielers" vermutet, legt Joachim Petzold in seiner Schach-Kulturgeschichte
überzeugend dar, daß das Spiel sich im 14. und 15. Jh. parallel mit der geschichtlichen
Entwicklung in Europa und der ganzen Welt verändert hat. Ob tatsächlich die Erfindung der
Artillerie und die entfernungsüberwindenden Fahrten der portugiesischen und spanischen
Seefahrer die neue Langschrittigkeit der Schachfiguren inspiriert haben, mag dahingestellt bleiben,
sicher ist sie aber ein Ausdruck des neuen weltbeherrschenden Tempos. Die Untertanen des
Königs wurden gestärkt und somit auch der König selbst. Die Dame wurde zur
brettbeherrschenden Figur (Die Kirche versuchte übrigens diese Tatsache auf den Marienkult
zurückzuführen)!
Dank der neuen Regel erlebte das Schach ab dem 15.Jh. eine zweite Blüte. Es war ein schnelles,
dynamisches Spiel geworden. Das Mattsetzen wurde jetzt einfacher, der Beraubungssieg abgeschafft
und die Rochade erfunden. Pattstellungen galten jetzt als verlorenes Spiel und nicht mehr als
remis. Ende des 15. Jh. führten die neuen Regeln, nach denen schon ein Fehler in der
Eröffnung die ganze Partie entscheiden konnte, zu einem Boom an Schachbüchern. In ihnen
kamen die Theoretiker zu Wort, die die Eröffnungslehre zu einer Wissenschaft machten, die sie
bis heute geblieben ist. Als einer der größten Autoren sei hier der Spanier Ruy Lopez
erwähnt. Er galt in damaliger Zeit als Meister seines Fachs. Die Weiterentwicklung der Theorie
zeigte jedoch, daß Lopez eher eine ästhetische als eine wissenschaftliche Einstellung
zum Schachspiel hatte.
Die unangefochtene Schachmetropole des 18. Jh. war das berühmte "Café de la
Régence" in Paris. Im Jahr 1740 begann hier der Aufstieg des 14jährigen Francois
Philidor. Er war Musiker und Schachspieler. Seine Opernkompositionen konnten die Familie
nicht ernähren. In späteren Jahren reiste Philidor als Berufsspieler zwischen England und
Frankreich hin und her, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Namhafte Persönlichkeiten
spielten im Café gegen Philidor: Voltaire war ein schlechter Verlierer und gab sich nach dem
Matt unkontrollierbaren Wutausbrüchen hin. Rousseau klagt in seinem Buch
"Confessions" mehrmals über die Frustrationen, die er als schwacher Spieler und
hoffnungsloser Lehrling immer wieder erlitt. Diderot war regelmäßig Gast im
Régence. Auch Napoleon und Benjamin Franklin versuchten sich hier.
Philidor war einer der ersten "Analytischen Schachbuchautoren". Seine Schwäche
bestand allerdings in einem gewissen Dogmatismus, mit dem er Faustregeln des Schachs zu
verabsolutieren suchte. Trotz der Kritik an Philidors manchmal übertriebener und
einäugiger Dogmatik gilt sein Werk über den systematischen Aufbau der Partie und
die Bedeutung der Bauern noch heute als Credo eines tiefen Schachverständnisses.
Philidor verband nicht nur Musik und Schach, seine Freundschaft mit Rousseau und Diderot sowie mit
Benjamin Franklin verweist auf die Nähe zu Philosophie und Wissenschaft. Gottfried Wilhelm
Leibniz pries das Schach als "Übung der Denkfähigkeit und der Erfindungsgabe: Wir
müssen nämlich überall dort, wo wir uns der Vernunft bedienen, eine ausgearbeitete
Methode zum Erlangen des Ziels haben".
Die pendelartige Gegenbewegung zum analytisch-systematischen Schachverständnis ließ
nicht lange auf sich warten. Das romantische Schach war ein Spielstil, der sich nicht um den
strategischen Aufbau einer Partie kümmerte, sondern vom ersten Zug an auf "Matt"
spielte. Das Opfer spielt hierbei eine zentrale Rolle: Dem romantischen Ideal des
"Einzigwahren" zu folgen entsprach einem "draufgängerischen" Stil mit
atemberaubenden Opferkombinationen, bei denen oftmals nur die zum Mattsetzen nötigen Figuren
auf dem Spielbrett verblieben.
Der berühmteste Romantiker war der Breslauer Mathematiker Adolph Anderssen. Mit ihm
erreichte die romantische Epoche ihren Höhepunkt. Er war der Mann, der nicht nur die
originellsten und elegantesten Kombinationen fand, sondern auch damit gewann. Der feinsinnige
Mathematiker und Lehrer benutzte das Schwermaterial seiner Figuren hauptsächlich dazu es sich
wegnehmen zu lassen und gleichzeitig die tödlichen Mattzüge vorzubereiten. Mit der
Schönheit seiner Partien begeisterte er nicht nur Anhänger und Zuschauer, sondern auch
seine Gegner. Kieseritzky war 1851 von seiner Niederlage in der "Unsterblichen
Partie" so beglückt, daß er die Partie Freunden und Bekannten immer wieder
vorspielte, als wäre sie sein großes Werk. Und das war sie ja auch, da seine Spielweise
Anderssen zu seinen Kombinationen inspirierte - wenngleich ungewollt. Die "Unsterbliche"
und die 1852 gespielte "Immergrüne" Partie sind die spektakulärsten Partien der
romantischen Epoche, sie sind die unübertroffenen Juwelen, die "Sonette" (Fernando
Arrabal) der Schachgeschichte.
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1.
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e5
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2.
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3.
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8.
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|
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9.
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10.
|
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|
11.
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12.
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13.
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Dg5
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14.
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15.
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Df6
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16.
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Sc3
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Lc5
|
17.
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Sd5
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Dxb2
|
18.
|
Ld6
|
Dxa1+
|
19.
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Ke2
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Lxg1
|
20.
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e5
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Sa6
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21.
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Sxg7+
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Kd8
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22.
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Df6+
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Sxf6
|
23.
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Le7++
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Anderssens Stil ließ sich aber nur gegen "mitspielende" Gegner gewinnbringend
durchsetzen. Gegen den Amerikaner Murphy und den Deutschen Steinitz hatte er keine Chance. Ihr
Spielstil sann auf die Schwächung des gegnerischen Lagers und trieb die
"Schwächefeldanalyse" weiter voran. Zu Steinitz noch eine Anekdote: Während
einer telegraphischen Fernschachpartie zwischen New York und Rio wurde er vom amerikanischen
Geheimdienst verhaftet, da dieser den Code "e2 - e4" für die Geheimsprache eines
Agentenrings hielt. In den 20er Jahren gibt es im Schach ähnlich wie zuvor in der Musik mit
Schönberg und in der Physik mit Heisenberg Tendenzen zur "Hypermodernität". Der
Tscheche Réti gilt als Expressionist im Schach. Nimzowitschs Stil ist der modernste in den
30er Jahren. Er war ferner bekannt für seine Kopfstände während zahlreicher
Turnierpartien.
Die Geschichte des Schachs ließe sich noch lange und anekdotenreich fortsetzen. Aber diese
endet hier!
Stefan Nehrkorn
Literatur:
Wolfram Runkel: Schach - Geschichte und Geschichten, HH 1995.
Einige Beispiele für:
Schach in der Literatur:
S. Zweig: "Schachnovelle"
H. Hesse: "Der Steppenwolf"
V. Nabokow: "Lushins Verteidigung"
Schach im Design:
Bauhausschachspiel
Schach im Film:
"Knight moves" mit Christopher Lambert
"Schwarz und Weiß wie Tage und Nächte" mit Bruno Ganz
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